Auch ein Radiomacher braucht einen Ausgleich
Wenn das Gestalten und Produzieren von Radiosendungen, insbesondere auf ehrenamtlicher Basis, viel Zeit beansprucht, so ist es immer wieder gut, einen sinnvollen Ausgleich dazu zu finden. Und den habe ich gleich in mehrfacher Form gefunden:
Krippen bauen
Schon bevor ich 2018 meine ersten Sendungen für das Radio gestaltete, war einer meiner Lieblingsplätze ein kleines ehemaliges Preßhaus, das ich als Hobby-Werkstatt eingerichtet habe. Hier entstanden und entstehen noch immer, unterschiedliche Krippen, die alle nach den traditionellen Bauweisen, die hier im Salzkammergut überliefert sind, von mir gebaut werden. Etliche unterschiedliche Baumethoden, Aufbauten und Baustile habe ich bislang umgesetzt, um tatsächlich möglichst viele Bauarten kennenzulernen. Die echten, alten Krippenbauer sind leider so gut wie ausgestorben, was an Krippenbauern nachkommt ist leider eher eine Generation der Krippen-„kleber“, deren wichtigstes Utensil offenbar die Heißklebepistole ist, mit der Stück für Stück zusammengeklebt wird – ohne Rücksicht auf Tradition oder (auch sehr wichtig!) Nachhaltigkeit. Wenn es in einer Krippenwerkstatt stinkt, dann ist die Sache ‚faul‘. Beim Eintreten in meine Werkstatt riecht man (nur) das Holz, das Harz und einen breiten Auszug aus Wald. Die einzige „Chemie“ die ich verwende ist ein möglichst natürlicher Holzleim. Die oft langen Trockenzeiten nütze ich für weitere Tätigkeiten in meinem kleinen Paradies, wie etwa zum Figuren schnitzen.
Figuren schnitzen
Als meine erste, von mir selbst selbstgebaute Krippe entstand, erlebte ich gleich einmal einen gewaltigen Dämpfer. Ich bauche Krippenfiguren! Eine erste Garnitur hatte ich noch aus meinen Kindertagen, es war ein Satz Kunststoff-Krippenfiguren in einer Höhe von etwa 5-6 Zentimetern. Naja, für einstige Verhältnisse paßten diese ja eh in die damaligen Krippen, die wahllos aus Ästen und Rinden zusammengebastelt wurden, um nach dem Dreikönigstag im Zimmerofen wieder zu verschwinden. Doch nun, in dieser Krippe, an der ich etwa 60 Stunden gearbeitet habe, in die viel Herzblut rann, die verdiene sich wohl „echte“ Figuren. Doch die waren für mich damals unerschwinglich. Für einen mindest nötigen Satz, bestehend aus Heiliger Familie, Heilige-3-Könige, Hirten, Engel und ein paar Tiere, darunter unbedingt Ochs und Esel, wären rund 800 bis 1000 Euro hinzulegen gewesen. Für mich, immer noch Schilling-Rechner, war dies eine Unsumme, die ich mir weder leisten wollte noch konnte.
Um rund 400 Euro kaufte ich mir ein paar nötige Schnitzeisen sowie einen Lindenholzblock und begann für mich und in meinem Verständnis, einen Josef zu schnitzen. Nach gut 20 Stunden harter Arbeit merkte ich, daß der Josef nicht ganz so aussaht wie er sollte (Bild links), und auch zu groß geraten war. Aber es war einmal ein Anfang gemacht, der sich unbedingt fortsetzen mußte.
Krippenbau und Schnitzen lernen
Ursprünglich dachte ich mir, daß es ja genug Leute geben sollte, speziell hier im Salzkammergut, die mir zeigen könnten, wie man Krippen baut und wie man die entsprechenden Figuren dazu auch selber schnitzt. Fehlanzeige! Leute gab es einige, die das Zeug gehabt hätten, doch kaum jemand war bereit, sein Wissen auch weiterzugeben. Im ansässigen Verein verfolgte man (leider) vorwiegend das Ziel, Krippen zu bauen auf „Teufel komm heraus“ – sprich, so viel wie möglich – doch Wissensweitergabe? Sehr überschaubar! Mittlerweile wird in vielen Krippenvereinen ohnehin der vorgegebene „Einheitsbrei“ produziert, wonach jede Krippen nach Vorgaben gefertigt wird, kaum Tradition dort drin Platz hat und eben dieses ungesunde und stinkende, kaum abbaubare Plastikerzeugnis, das da aus der Heißklebepistole kommt. Die Landschaft wird bei mir aus Holz und alten Tüchern gestaltet, anderswo meist mit Kaltschaumplatten aus aufwändiger Produktion und mit eigenen dafür geeigneten Klebern geklebt (Rationalität geht vor…!). Wer bei mir in meiner Werkstatt nach Chemie sucht, wird lange suchen und nichts finden! Und ist die Zeit bei einem Hobby nicht wirklich Nebensache?
Krippenbauen und Schnitzen als Hobby und Ausgleich
Welche Art und Methode beim Bauen von Krippen schlußendlich angewandt wird, ist mir ehrlich gesagt egal. Nur ob ich jemals stolz drauf sein könnte, eine Krippe gebaut zu haben, die bis zu 90% aus Chemie besteht, dafür in einem Bruchteil der Zeit hergestellt wurde, um am Weihnachtsmarkt um einen Sensations-Preis lieblos verschleudert zu werden. Vielleicht auch noch mit Figuren aus irgendwelchen namhaften ausländischen Alpentälern, die ebenfalls ’sehr rationell‘ maschinell in Massen hergestellt wurden, ja sogar in Farbe!
Meine Werkstatt ist keine Bühne mit verschlossenen Winkeln, jeder, der sich für Krippen oder Figuren interessiert, ist nach Voranmeldung willkommen und ganz und gar nicht zu einem Kauf verpflichtet. Bei mir gibt es ohnehin nichts ‚von der Stange‘ zu kaufen. Jede Figur, jede Krippe wird eigens gefertigt, dafür nach Maß und Vorgabe. Und es sowieso nicht fix, ob ich Aufträge annehme, denn das Krippenbauen und Schnitzen ist, soll und bleibt mein Hobby und dient für mich als Ausgleich!